„Ich bleibe ja in der Familie...“ – Josef Vlček wechselt zur Robert-Schumann-Philharmonie
09.Oktober 2025Seit Oktober 2021 war Josef Vlček als Konzertmeister ein für viele Konzertbesucher vertrautes Gesicht – nun verlässt er das Theater Plauen-Zwickau; ein paar Fragen zum Abschied:
Lieber Josef, im Oktober 2021 hast Du als Konzertmeister hier am Theater Plauen-Zwickau angefangen – frisch von der Hochschule kommend, wie war das für Dich?
Naja, eigentlich hatte ich meinen Abschluss noch nicht gemacht. Durch die Corona-Zeit und meine Zeit bei der Dresdner Philharmonie hatte sich mein Studium verlängert. Den Bachelor-Abschluss konnte ich dann aber nach der Probezeit hier am Theater erfolgreich absolvieren. Und im Orchester – nun, ich denke, viel Vorfreude und eine kleine Portion Naivität haben mir geholfen, denn ich hatte nicht alle Herausforderungen bedacht, die auf mich zukommen würden. Das Wunderbare war, dass mich das Orchester sofort akzeptiert hat. Als Konzertmeister ist man in gewisser Weise eine Autoritätsperson, ich war sehr viel jünger und unerfahrener als viele Kolleg:innen, doch ich bekam von allen Seiten viel Unterstützung. Durch einen gesunden Austausch ließ sich einiges regeln, und ich habe mich zu keinem Zeitpunkt hinterfragt gefühlt, im Gegenteil: Ich erfuhr von allen Seiten großes Vertrauen, obwohl ich so jung war. Ich habe wirklich viel gelernt in dieser Zeit.
Ich finde, Verantwortung kann Spaß machen. Die Sonderaufgaben der Funktion sind es, die den Job so interessant machen. Dazu gehören die musikalische Leitung, die Kommunikationsherausforderungen und die solistischen Aufgaben. Diese sind toll und halten mich geigerisch fit und in weiterer musikalischer Entwicklung. Ich wollte die physische und mentale Herausforderung haben und wollte mich ihr stellen.
In meinem Elternhaus habe ich die Möglichkeit bekommen, einige Instrumente zu lernen. Es gab aber nie den Zwang, dies zu tun. Das Instrumentenspiel war ein pädagogischer Ansatz meiner Eltern: Wir sollten nicht nur die Liebe zur Musik kennenlernen, sondern auch den Wert der langfristigen Arbeit und der Ausdauer schätzen lernen. Bei mir und meinen Geschwistern ist es aber dann etwas aus dem Ruder gelaufen – und so sind wir schließlich Musiker geworden. Ich hätte mir auch einen anderen Beruf vorstellen können, aber am Ende habe ich mich für die Musik entschieden. Wenn es zu den Überlegungen kam, wo ich studieren könnte, habe ich mich in Deutschland unter anderem in Dresden beworben, weil ich eine große Abneigung zu Tonleitern hatte, die ich in Tschechien für die Aufnahmeprüfung hätte vorbereiten müssen. Mein großes Pech (oder Karma) war, dass die erste Prüfung in Dresden die sogenannte technische Prüfung war, die quasi nur aus Tonleitern bestand! :D Mein großes Glück war jedoch, dass genau zu dem Zeitpunkt Natalia Prishepenko ihre Klasse in Dresden eröffnete. Sie ist meine Professorin geworden und zugleich meine Mentorin. Sie unterrichtet mit sehr viel Leidenschaft und Herzenswärme, ich habe sehr viel von ihr gelernt. Daher ist es für mich etwas ganz Besonderes, dass ich – quasi zum Abschied vom Theater Plauen-Zwickau – mit ihr gemeinsam die wundervolle Sinfonia concertante musizieren kann.
Der Konzertmeister-Job macht sehr viel Spaß, aber ich möchte mich an verschiedenen Stellen als Musiker kennenlernen und weiterentwickeln. Wo mein endgültiger Platz sein wird, wird sich erst zeigen. Zudem möchte ich meinen Master-Abschluss noch machen; ich bin mir noch nicht ganz sicher, vermutlich wird die Violine mein Schwerpunkt bleiben, aber das Spiel auf der Viola habe ich auch im Fokus. Die Position als Stimmführer der 2. Violinen bei der Robert-Schumann-Philharmonie hat viele eigene Herausforderungen, besonders in einem größeren Orchester, was in sich schon eine wesentliche Umstellung ist. Ich erhoffe mir zum Beispiel etwas mehr Zeit für Kammermusik und nach der Umsiedlung weniger Zeit auf der A72. ;-)