Wolf

„Ich lehne die Natur ab!“ Kemi ist unfreiwillig im Ferienlager. Wälder sind heimtückische Zeitgenossen, auf dreckige Duschen im dornigen Dickicht kann er gerne verzichten und Zecken und Mücken sind sowieso das Letzte und sollten endlich aussterben. Er durchschaut auch sofort die netten Spielchen für die Gemeinschaft und verweigert die Teilnahme.
Ganz anders geht es Jörg. Der würde gerne mitmachen, denn er liebt lange Wanderungen, kennt die Namen von Pflanzen und Insekten genau und kann echt richtig gut zeichnen. Nur wird er von den anderen noch mal „andersiger“ gemacht. Besonders von Marko, der „Spiele“ liebt und den er laut den Betreuern einfach meiden soll.
Zwei Außenseiter in einem Zimmer sind nicht unbedingt gleich die besten Freunde, aber sie träumen vielleicht den gleichen Traum. Von einem Wolf, „der dich mit gelben Augen beobachtet. Was der wohl will? Sollst du dich vielleicht wehren?“ Aber wie kommt man gegen so ein starkes Tier mit scharfen Zähnen und so krass gelben Augen an? „Er ist schnell, du nicht. Er ist wild, er ist Wolf.“
Vom Anderssein zur Ausgrenzung ist es nicht weit, weiß auch Kemi. Trotzdem: Nicht mitmachen ist nichts machen, ist auch nichts dagegen machen.
 
Dass Mobbing überall stattfindet, ist bekannt. Nur sehen möchte man es eigentlich nicht, erst recht nicht auf einer Bühne. Es sollte vielmehr darum gehen, wie Jörg und Kemi mit dem Publikum den Mut finden können, dem Blick des Wolfs zu begegnen. Daher kommt die Inszenierung ganz ohne die explizite Darstellung der Täter aus, denn was die tun, wissen wir doch sowieso alle. Das Kinderbuch von Saša Stanišić wurde mit dem Jugendliteraturpreis 2024 als bestes Kinderbuch ausgezeichnet.

Besetzung

Regie Petra Schönwald
Bühne und Kostüme Melanie Kintzinger
Dramaturgie Hanna Rüd