Antigone
von Sophokles | Übersetzung und Bearbeitung von Heinz Oliver Karbus
Antigone hat nicht nur ihren Vater Ödipus verloren, der seinen Vater Laios tötete und seine Mutter Iokaste heiratete. Auch ihre Brüder sind dem Familien-Fluch zum Opfer gefallen. Polyneikes führte Krieg gegen seine Heimatstadt Theben, während Eteokles sie verteidigte. Im Zweikampf starben beide.
Thebens neuer König Kreon lässt Eteokles deshalb feierlich bestatten, Polyneikes’ Bestattung wird jedoch allen Thebaner:innen unter Todesstrafe verboten. Seine Nichte Antigone missachtet dieses Gesetz und begräbt Polyneikes. Kreon lässt sie verhaften und stellt sie zur Rede. Warum hat sie sich ihm, dem Herrscher, widersetzt? „Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da“, entgegnet ihm Antigone. Für sie kann Kreons menschliches Gesetz niemals Zeus’ göttliches Bestattungsgebot außer Kraft setzen. Auch Prinz Haimon hadert mit seinem Vater. Ist Kreon sicher, dass er zum Wohle des Volkes entscheidet und nicht zu seinem eigenen? Kreon möchte ihnen kein Gehör schenken und stürzt damit seine Familie in die Katastrophe.
Sophokles fragt in seiner Tragödie von 442 v. Chr. nach dem Recht des Einzelnen auf Widerstand gegen staatliche Vorgaben. Wo sind die Grenzen der Selbstbestimmung des Individuums und wo die Grenzen der Staatsgewalt?
„… Doch nichts ist ungeheurer als der Mensch.“ Schulstoff, man kennt das. In Joanna Lewickas Inszenierung am Theater Plauen-Zwickau erlebt man es so intensiv, dass man danach besser weiß, was eine Tragödie ist. Vielleicht gerade, weil die Inszenierung auf die sich anbietenden Jetzt-Bezüge zum Thema Widerstand verzichtet und nah am Text und bei den Figuren bleibt. Sie schafft Momente, die einem den Atem stocken lassen. Einer davon ist Teiresias’ Auftritt nach Antigones Tod. An einem Seil gen Bühnenhimmel gezogen, breitet er seine schwarzen Flügel aus und singt. Claudia Lüftenegger spielt diesen Teiresias, und dies ist ihr großer, bewegender Auftritt. Schwebend, klagend, mahnend singt sie „Here’s to you“ von Joan Baez. Eine der großen Protesthymnen, ursprünglich in Gedenken an die Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, geschrieben von Ennio Morricone. Für Gänsehaut-Momente wie diesen geht man ins Theater. Joanna Lewickas Arbeit bietet einige davon."
Matthias Schmidt, Theater der Zeit,15.2.2024
Thebens neuer König Kreon lässt Eteokles deshalb feierlich bestatten, Polyneikes’ Bestattung wird jedoch allen Thebaner:innen unter Todesstrafe verboten. Seine Nichte Antigone missachtet dieses Gesetz und begräbt Polyneikes. Kreon lässt sie verhaften und stellt sie zur Rede. Warum hat sie sich ihm, dem Herrscher, widersetzt? „Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da“, entgegnet ihm Antigone. Für sie kann Kreons menschliches Gesetz niemals Zeus’ göttliches Bestattungsgebot außer Kraft setzen. Auch Prinz Haimon hadert mit seinem Vater. Ist Kreon sicher, dass er zum Wohle des Volkes entscheidet und nicht zu seinem eigenen? Kreon möchte ihnen kein Gehör schenken und stürzt damit seine Familie in die Katastrophe.
Sophokles fragt in seiner Tragödie von 442 v. Chr. nach dem Recht des Einzelnen auf Widerstand gegen staatliche Vorgaben. Wo sind die Grenzen der Selbstbestimmung des Individuums und wo die Grenzen der Staatsgewalt?
„… Doch nichts ist ungeheurer als der Mensch.“ Schulstoff, man kennt das. In Joanna Lewickas Inszenierung am Theater Plauen-Zwickau erlebt man es so intensiv, dass man danach besser weiß, was eine Tragödie ist. Vielleicht gerade, weil die Inszenierung auf die sich anbietenden Jetzt-Bezüge zum Thema Widerstand verzichtet und nah am Text und bei den Figuren bleibt. Sie schafft Momente, die einem den Atem stocken lassen. Einer davon ist Teiresias’ Auftritt nach Antigones Tod. An einem Seil gen Bühnenhimmel gezogen, breitet er seine schwarzen Flügel aus und singt. Claudia Lüftenegger spielt diesen Teiresias, und dies ist ihr großer, bewegender Auftritt. Schwebend, klagend, mahnend singt sie „Here’s to you“ von Joan Baez. Eine der großen Protesthymnen, ursprünglich in Gedenken an die Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, geschrieben von Ennio Morricone. Für Gänsehaut-Momente wie diesen geht man ins Theater. Joanna Lewickas Arbeit bietet einige davon."
Besetzung
Regie Joanna LewickaBühne/Video/ Multimedia Aleksander Janas
Kostüme Vanessa Vadineanu
Musikkonzept Joanna Lewicka
Sounddesign Aleksander Janas
Dramaturgie Luise Curtius
Regieassistenz Vladimir Golubchyk
Soufflage Sandra Spauszus / David Ripp
Inspizienz Sandra Spauszus
Kreon, König von Theben Rüdiger Hellmann / Jürgen Lingmann
Eurydike, seine Gemahlin Ute Menzel
Haimon, beider Sohn Philipp Andriotis
Antigone, Tochter des Ödipus Julia Hell
Ismene, ihre Schwester Sophie Hess
Teiresias, ein blinder Seher Claudia Lüftenegger
Ein Wächter Daniel Koch
Chor Sophie Hess, Ute Menzel, Claudia Lüftenegger; Philipp Andriotis, Daniel Koch
Spieldauer ca. 2 Stunden 15 Minuten, inklusive einer Pause
Aufführungsrechte Thomas Sessler Verlag, Wien
Downloads
- Material Antigone für Lehrkräfte und andere Interessierte (PDF, 1 MByte)
- Antigone_PresseKit.zip (ZIP, 21 MByte)