Neues aus der Dramaturgie - Neu im Ensemble: Sophie Hess

12.Oktober 2023

NEU IM ENSEMBLE
 
Sophie Hess ist seit dieser Spielzeit am Theater Plauen-Zwickau als Schauspielerin engagiert. Die Dramaturginnen Isabel Stahl und Luise Curtius trafen sie auf einen Kaffee, um über ihren Beruf und ihr Ankommen in Plauen-Zwickau zu plaudern.
 

  • Wie bist du zum Theater gekommen und war dir schon lange klar, dass du Schauspielerin werden wolltest?
 
Meine Mutter ist Theaterschneiderin gewesen und hat mich sehr früh ans Landestheater Tübingen geschickt, in Kinderproduktionen. Außerdem habe ich als Älteste von vier Kindern gerne meine Geschwister in Kostüme gesteckt und sie Geschichten spielen lassen, die ich mir selbst ausgedacht hatte. In einer der liebsten Erinnerungen meiner Kindheit habe ich mir eine Baskenmütze geschnappt und mit einem Pinselglas an der Wohnungstür geklingelt und wollte meinen Eltern mit einem französischen Akzent Gemälde verkaufen. Das war so ein Moment, in dem mein Vater sagte, die wird mal Schauspielerin. Seither war das in meinem Kopf.
 
  • Du hast nach deinem Studium an der Theaterakademie Delitzsch frei gearbeitet. Wo hast du Erfahrungen gesammelt und reizt dich auch das Fernsehen?
 
Ich habe in Berlin in der Brotfabrik als Teil eines Formats gespielt, das sich 24h Theater nennt. Da trifft man sich Samstagabend und bildet Teams aus zwei Spieler:innen, einer Regie und einem/r Autor:in und erarbeitet innerhalb von 24 Stunden ein Stück, das noch am darauffolgenden Tag zur Premiere kommt. Das war eine sehr spannende Erfahrung. Außerdem durfte ich zwei Weiterbildungen im Filmschauspiel absolvieren. In diesem Rahmen hatte ich auch eine Gastrolle als Medizinstudentin im Praktischen Jahr in der Kultserie „In aller Freundschaft“. Das war auch reizvoll, weil ich so wahnsinnig kleinteilig spielen konnte. Vor der Kamera kann man in einer Nahaufnahme mit einer winzigen Bewegung der Augen schon so viel ausdrücken.
 
  • Was erhoffst du dir von deinem Engagement am Theater Plauen-Zwickau?
 
Ich erhoffe mir vor allem intensive Begegnungen mit Menschen und deren Perspektiven aufs Leben. Es ist natürlich besonders spannend, Rollen zu spielen, die weit von mir weg sind, in die ich mich erst eindenken und eine Transferleistung machen muss. Außerdem freue ich mich auf meine Kolleg:innen und bin gespannt auf den Austausch mit dem Publikum. Mich interessiert, was die Menschen in Plauen und Zwickau bewegt.
 
  • In deiner ersten Produktion „Big Guns“ spielst du nur zusammen mit deinem Kollegen Philipp Andriotis. Die Arbeit mit dem performativen Text ist sehr intensiv und herausfordernd. Welches war ein besonders interessanter Moment in der Probenarbeit?
 
Wir nutzen in den Proben eine Piñata, so eine mit Süßigkeiten gefüllte Tierfigur aus Pappmaché. Als wir das erste Mal mit ihr arbeiten durften, hing sie an einem Seilzug und wir sollten sie mehrmals hin und her schlagen. Mein Kollege hat mir den Vortritt gelassen, aber ich hatte damit als Kind nie Berührungspunkte und als ich mit dem Baseballschläger auf die Piñata gehauen habe, ist sie einfach mit meinem einzigen Schlag komplett runtergekommen. Das war ein sehr lustiger Moment.
Dann gab es auch noch einen zauberhaften Moment, als wir die erste Bühnenprobe hatten. Die Bühne steht ja unter Wasser und wird durch eine Mauer mit großen Gucklöchern begrenzt. Es ist wie ein Abenteuerspielplatz und wir haben auch prompt unsere kindliche Spielfreude wiederentdeckt und sind durch die Löcher geklettert und haben eine Wasserschlacht gemacht.
 
  • Welches Stück und welche Rolle erwarten dich nach deinem Einstand mit „Big Guns“?
 
Meine nächste Produktion wird das Musical „Blues Brothers“ sein. Ich spiele darin Mira, die mehr oder weniger verrückte Exfreundin des Blues Brother Jake, die ihn das ganze Stück über verfolgt. Als ich damals mit Dirk Löschner bezüglich meines Engagements telefoniert habe, hat er mir Mira als eine sehr explosive Figur beschrieben. „Die sprengt dann immer alles in die Luft und will den eben umbringen“, hat er gesagt. Ich habe da große Lust drauf. Damit reiht sich diese Rolle ein in die „Big Guns“-Couleur.
 
  • Welche Rollen würdest du in deiner weiteren Berufslaufbahn gerne mal spielen und warum?
 
Hamlet. Für diese Rolle empfinde ich eine große Faszination, da ich sie so vielseitig finde. Auch wenn es eine klassische Rolle ist, verbindet sie doch sehr aktuelle Themen wie die Trauer nach dem Verlust eines Menschen, Rachegelüste und Depressionen. Ich finde es generell spannend, Klassiker neu zu deuten und nach den Themen zu gucken, die Menschen auch noch Jahrhunderte später beschäftigen und da auch so frei ranzugehen, also die Hosenrolle jetzt nicht mehr primär einem Mann zuzuordnen. Ich finde, eine Schauspielerin kann Hamlet genauso spielen und hat nochmal einen ganz anderen Zugriff darauf.
 
  • Was gefällt dir an Plauen und hast du schon einen Lieblingsort?
 
Ich kenne die Städte noch nicht so gut, weil ich gerade noch viel Zeit für das Einrichten meiner Wohnung benötige. In Plauen habe ich aber schon die Talsperre Pöhl besucht und hatte große Freude daran, mich dort zu erholen und Text zu lernen. Die Talsperre ist so viel idyllischer und ruhiger als die Berliner Badeseen. Ansonsten bin ich sehr gespannt darauf, neue Orte kennenzulernen.
 
  • Vielen Dank für das Gespräch!