„Sie sollten mehr Namen an Ihren Briefkasten schreiben, María Luisa“, sagt der Hausmeister eines Tages zu ihr. Sie lebt allein in ihrer Wohnung in dem großen Mietshaus und alleinlebende, ältere Damen seien besonders gefährdet, überfallen zu werden, das wisse sie doch. „Pah, alleinlebend, das klingt ja wie einsam, und das bin ich doch gar nicht“, denkt sich María Luisa. Ruft nicht mehrmals täglich ihre Freundin Angelines an und treffen sie sich nicht jeden Donnerstag von sechs bis acht Uhr zum Kaffeeklatsch? Aber gut, dann schreibt sie eben drei zusätzliche Namen an ihren Briefkasten, Männernamen vorsichtshalber. Doch was wäre, wenn sie wirklich mit diesen Männern in ihrer Wohnung leben würde? Mit Benito Beckenbauer, dem geflüchteten General aus Lateinamerika, der einen Umsturz plant, oder Emerson Azzopardi, dem schüchternen Dichter aus Malta, oder dem geduldigen Juan Olmedo, der immer so fürsorglich an ihre Tabletten denkt? Mit den drei neuen Mitbewohnern muss sie keinen Geburtstag mehr allein verbringen, nicht allein in der U-Bahn fahren und endlich gibt es jemand, mit dem sie tanzen gehen kann.
Doch sind sie wirklich da, diese Männer? „Es soll ja auch Leute geben, die sich Beziehungen ausdenken, weil sie sich dafür schämen, keine Freunde zu haben“, sagt María Luisa zu Beckenbauer. Aber doch nicht sie?
Mit seinem neuesten Drama „María Luisa – zu viert ist man weniger allein“ stellte sich der zeitgenössische spanische Dramatiker Juan Mayorga als neuer Intendant des Teatro La Abadía in Madrid dem Publikum vor. Er hat sein Stück selbst inszeniert und es im April 2023 dort zur Uraufführung gebracht. Am Theater Plauen-Zwickau wird das wunderbar poetische und liebenswert-lustige Stück als deutschsprachige Erstaufführung zu erleben sein.